Professor Gendlin forschte über den Erfolg von Psychotherapien. Sein Ergebnisse wiesen darauf hin, dass die Wirksamkeit nicht von der gewählten Schule oder Methode abhängt, sondern von der
Fähigkeit der Klientin und des Klienten, mit sich selbst in Kontakt zu kommen. Also nicht nur über etwas (die Vergangenheit, oder die Ängst usw.) zu erzählen, sondern dabei etwas zu
empfinden. Daraus entwickelte er die Methode des Focusing. Es ist eine zutiefst selbstbestimmte Methode. Nicht die Therapeutin, der Berater wendet sie an, sondern die Klientin und der
Klient. Sie treten mit sich selbst in Kontakt. Dabei helfen sechs Schritte:
- Freiraum schaffen: um mir selbst begegnen zu können, brauche ich etwas Abstand zu mir selbst. Diesen Abstand nennt das Focusing Freiraum.
- den felt sense wahrnehmen und begrüßen: felt sense ist ein Begriff, der nicht gut ins Deutsche übersetzt werden kann. Es ist ein noch unbestimmtes Körpergefühl, eine vage Empfindung, oft in
der Körpermitte. Der felt sense ist immer da. Er gehört zu unserem Leben dazu. Wir bemerken ihn oft nicht. Oder interpretieren ihn sofort. Im zweiten Schritt versuche ich , den felt-sens
wahrzunehmen und zu lassen, wie er ist. Ich begrüße ihn als Teil meines Lebens.
- den Griff finden: Aus diesem vagen Gefühl heraus ensteht etwas deutlicheres, festes: ein Wort, ein Bild, ein Gefühl, eine Bewegung und dann sind wir schon mitten drin im
Focusingprozess.
- Ich versuche, treffende und stimmige Bilder, Wörter, Gefühle und Bewegungen zu finden. Nicht aus einem Wissen heraus, sondern aus einem Wechsel zwischen dem felt sense und dem Deutlicheren.
- Ich frage nach Bedeutungen, ich stelle Fragen, ich unterhalte mich mit mir selbst. Es wird mir immer klarer, was mit mir los ist, wohin ich selber will, was mich hindert, glücklich zu
sein und wie ich es ändern kann.
- Zum Abschluss benenne ich das Neue, das ich erfahren habe und integriere es in mein alltägliches Leben.
Focusieren kann man zu jeder Zeit und zu jedem Thema. Es ist nicht begrenzt auf Probleme, ich kann auch focusieren, auf was ich mich freue oder was mir wertvoll ist im Leben.
Wichtig für den Prozess, oder eher unerlässlich sind die drei Prinzipien, die Gendlin als die " 3 As" beschrieben hat:
- Absichtslosigkeit
- Anerkennung dessen, was sich zeigt und ist
- Achtsamkeit